
„Ich bin Alles, ich bin schön und hässlich, Gut und Böse, hell und dunkel, unerbittlich, schützend und gefährdend. Ich bin gekommen um Dich daran zu erinnern, dass du ein Kind der Natur bist. Nutze die Dunkelheit und ihre Geborgenheit. Gib allem was du fühlst und ahnst eine Bedeutung. Spüre die Kräfte in dir und um dich herum. öffne dein Herz für das Wunderbare, für dein Licht.“
Spricht die Ur-Mutter, die Göttin Perchta.
Der Sage nach streift Frau Perchta in den Raunächten und besonders in der Nacht auf den 6. Januar durch die Wälder und Dörfer.
In den Überlieferungen findet man sie dargestellt als Göttin mit zwei Gesichtern.
Zum einen als uraltes, hässliches Weib mit schwarzen Haaren in Lumpen gehüllt. Mit diesem Gesicht verbreitet sie Chaos, Unordnung und Schrecken. Sie tanzt wie verrückt, laut kreischend um das Feuer und bestraft unartige Kinder und Bauern, deren Häuser nicht sauber sind.
Zum anderen das Gesicht einer wunderschönen jungen Frau mit goldenem Haar, die in fließende goldene und weiße Gewänder gehüllt ist. Oft wird sie mit einem Kerzenkranz dargestellt. Sie bringt Ordnung ins Chaos und bringt Licht in die Dunkelheit. Die schöne Perchta beschenkt die braven Kinder und bringt den Menschen Glück, Segen und Fruchtbarkeit und beschützt sie vor „dem Bösen“.
Nicht nur den Frauen bringt sie Fruchtbarkeit, sondern auch den Boden macht sie fruchtbar. So wird sie oft als Naturverbundene Urmutter betitelt, die vor allem die Elemente Feuer und Wasser in sich vereinigt.
In ihrem Gefolge sind immer die Perchten anzutreffen.
Die Figur der Perchta hat, je nach Region, viele Namen: z.B. Freya (germanische Sage), Frau Holle (z.B. Grimms Märchen), Befana (Norditalien) und Hl Lucia (ursprünglich Sizilien).
Nicht nur die Bedeutung der Namen Perchta und Lucia: prächtig, hell, leuchtend, zeigen die Verbindung der beiden Figuren, sondern auch die Tatsache, dass beide die Seiten Gut und Böse, hell und dunkel, Licht und Dunkelheit in sich vereinen.
In Fürstenfeldbruck kam es Mitte Dezember 1785 zu einem Hochwasser, das um den 13. seinen Höchststand auswies. Da der 13. der Tag der Hl Lucia ist, wurde ihr das Versprechen gegeben, in Zukunft einen Gottesdienst abzuhalten und ihr ein Sühneopfer dar zu bringen. Als Opfergabe wurden kleine Modelle der Häuser von Bruck angefertigt, mit einer Kerze bestückt und den Fluten der Amper übergeben. Damit schafften die Bürger es, die Naturmutter Lucia zu besänftigen und damit auch die Amper. Der Wasserspiegel sank.

Luzienhäuschen früher, © Stadtarchiv Fürstenfeldbruck
Dieser Brauch hielt sich, mit Unterbrechung, bis Heute.
Hier lässt sich die Lichtbringerin und die Beschützende Lucia erkennen, die den Menschen Glück und Segen in der dunkelsten Nacht des Jahres bringt, in der Luzifer in der Stadt sein Unwesen treibt. Interessant ist hierbei, dass bis zur Einführung des gregorianischen Kalenders der 13. Dezember, der Tag der hl. Lucia, auch der Tag bzw. die Nacht der Wintersonnenwende war. Das lässt vermuten, dass dieser Brauch, der wie bei Frau Perchta, die Elemente Feuer und Wasser verbindet ein heidnischer Sonnwendbrauch ist.
Auch bei Lucia ist die dunkle Seite überliefert: die Schiache Luz.
Die Schiache Luz ist ein uraltes garstiges Weib die in Lumpen gehüllt ist und es sich zur Aufgabe gemacht hat unartige Kinder und faule Mägde zu bestrafen. Sie schlitze ihnen die Bäuche auf.
Bauch aufschnei’n und Zieglstoa nei“
aus „Der Perchtenlauf in der Gastein“ von Heinrich von Zimburg
Die Verbindung dieser zwei Frauen ist also in mehreren Hinsichten überliefert. Tatsächlich gibt es Perchten Vereine, in denen nicht Frau Perchta die Perchten anführt, sondern Lucia.